Der Wahlpflichtkurs Film im Jahrgang 10 ist ein Kurs für Fortgeschrittene, die Grundlagen der Filmanalyse und -produktion werden im Jahrgang 9 gelegt. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Praxis. Am Ende soll ein echtes Produkt heraus kommen, das man mit Stolz vorzeigen kann: ein Film, der weitestgehend unter der Regie der Schülerinnen und Schüler entsteht.

Die aktuelle Zielvorgabe im Schuljahr 2015/16: einen Werbetrailer für die Oberschule zu drehen. Es sollten die spezifischen Orte und Situationen darin zu sehen sein, die unsere Schule ausmachen. Frisch, ein wenig frech, eher cool als zu seriös, sich selbst ein wenig auf den Arm nehmend, angelehnt an berühmte Werbekampagnen wie z.B. für o2 Business. Dafür wurde eine Art „Antiwerbung“ gedreht, ein Film, in dem scheinbar „hinter die Kulisse geblickt wird“, bei dem also im Vordergrund eine typische Werbung stark übertrieben abgespult wird und man im Hintergrund eine ebenso überzogene „Realität“ sieht. Das war sehr cool, das wollten wir auch versuchen.

Als besondere filmerische Herausforderung sollten die einzelnen Szenen direkt ineinander übergehen und statt schneller Schnitte lange Einstellungen gewählt werden, was eine extrem genaue Planung des Drehs bedingt. Da muss schon beim Drehen alles sitzen, wehe, eine Kleinigkeit klappt nicht, dann ist der ganze Take hinüber und alle müssen noch einmal auf Startposition. Dann mal los!

Zunächst einmal: Wie soll die Handlung aussehen? Welches sind die besonderen Punkte unserer Schule, die wir zeigen wollen? Wie können wir diese unseren potenziellen „Kunden“ (den Grundschülern und ihren Eltern) nahe bringen? Was könnte alles schief gehen (eine Menge)? Und natürlich immer wieder die Diskussion: Was kann man zeigen, was sollte man besser nicht zeigen? Wie viel Humor trauen wir unseren „Kunden“ zu? Wo liegen eigentlich die Grenzen von Satire? Da lag immer wieder auch der Blick auf aktuelle Diskussionen in der Politik nahe; im Fall Böhmermann haben wir dies ausführlich erörtert. Sehr spannende Diskussionen waren das. Aber zurück zum Film.

Nachdem ein grober Rahmen sich heraus kristallisiert hatte, gingen einzelne Teams daran, diese Szenen auszuarbeiten, und zwar so, wie sie es im Unterricht gelernt hatten und wie es auch die Profis tun: in Form eines Drehbuchs. Diese Szenen wurden dann immer wieder im Plenum diskutiert, überarbeitet, wieder diskutiert, bis alle den Eindruck hatten: Das könnte gehen!

Zur Vorbereitung des Drehs erstellten wir wie im echten Leben Storyboards, Drehskizzen, Ausstattungspläne, führten Probeaufnahmen durch, casteten Schauspieler und so weiter. Immer mussten wir überlegen, wie wir mit unserem beschränkten Budget (exakt 0 Euro) möglichst weit kommen konnten. Hier war Kreativität gefragt.

In einer Schule zu drehen, ist nicht so ganz leicht, das geht eigentlich nur, wenn keiner da ist und auch der Pausengong nicht ständig dazwischen dröhnt. Also haben wir im Kalender die Freitagnachmittage geblockt. Kein ganz kleines Opfer für einige. Aber ein Lohnenswertes. Der Spaß am gemeinsamen Dreh und schließlich das Ergebnis haben dann doch alle entschädigt für die vielen Stunden. Inzwischen brodelte die Gerüchteküche, man munkelte sogar, der Film solle auf den Index gesetzt werden. Bahnte sich da ein Skandal an? Oder war das nur ein geschickter Schachzug, um mehr Aufmerksamkeit zu erzeugen? Wie auch immer, jetzt ist er da, das Geheimnis ist gelüftet, der Nebel lichtet sich. Was bleibt? Das darfst du, lieber Zuschauer, für dich entscheiden.